Archäologische Funde beweisen, dass sich auf dem Gelände des Hofes einst ein frühmittelalterliches Gräberfeld befand.
5.-7. Jahrhundert n.Chr.: Der Bauernhof im Friedhof und doch keine Syphilis
Neben kleineren Einzelknochen von zumindestvier Menschen entdeckte man auch ein beinahe vollständiges Skelett eines Mannes. An diesem Platz kann man also den ältesten Friedhof von Fiss nachweisen. Bei weiteren Grabungsarbeiten im Jahr 2006 fand man ein durchlöchertes Gesichtsschädelfragment, das zunächst die Krankheit Syphilis vermuten ließ. Doch diese medizingeschichtliche Sensation – nach aktueller Forschung soll die Krankheit ja erst mit Kolumbus nach Europa gekommen sein – kann nach eingehenden Untersuchungen nicht endgültig bewiesen werden.
Um 1411: Der Kernbau der Hofanlage
Die ältesten, noch erhaltenen Bauteile des Hofes sind im Keller und im gewölbten Gang zu erkennen. Vermutlich war das ursprüngliche Gebäude nur im Erdgeschoss gemauert und mit einem hölzernen, vorkragenden Obergeschoss versehen. Diese Bauform mit all ihren speziellen Details ist als Hoftypus mit rätischem Kellergrundriss bekannt. Im inneralpinen Raum sind solche Höfe nach derzeitigem Erkenntnisstand nur bis etwa in die Mitte des 14. Jahrhunderts nachzuweisen. Mit den Deckenbalken im Keller, die laut Holzproben um 1411 datiert sind, und den bereits gotischen Türformen zeigt sich, dass der Kernbau dieses Hauses als einer der spätestbekannten dieser Art gilt.
Um 1450: Die Bauphasen in der Gotik
Bei den baulichen Veränderungen in dieser Zeit bleibt der Grundriss des Steinbaus unverändert, allein ein weiteres gemauertes Geschoss kommt hinzu. Möglich sind diverse hölzerne Zubauten, wie etwa in Resten an der Südseite erhalten.
Aufgrund der dendrochronologisch untersuchten Deckenbalken und der Form der Fenster- und Türöffnungen ist eine zeitliche Einordnung in die Mitte des 15. Jahrhunderts möglich: Charakteristisch für diese Zeit sind die Fenster mit breiten Tuffsteingewänden, abgefasten Kanten und Putzfaschen.
Um 1590: Bauliche Erweiterungen
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wird der bestehende Steinbau zum Durchfahrtshof erweitert, vermutlich mit angebautem Wirtschaftsteil im Westen. Das Gebäude zeigt sich nun als Hofanlage, die so charakteristisch für das Tiroler Oberland ist. An der Ostfassade kann man ganz deutlich die baulichen und gestalterischen Merkmale dieser Zeit erkennen:
bezeichnend für das späte 16. Jahrhundert sind etwa das breite, profilierte Rundbogenportal, die zweifarbige Eckquaderung an den Hausecken oder das Fries entlang der ehemaligen Giebellinie.
Um 1675: Wohngebäude und Stadel
In einer letzten großen Bauphase um 1675 erreicht das Haus seine heutige Gestalt und Größe: der Bestand wird Richtung Westen erweitert, um ein weiteres Geschoss aufgestockt sowie der heutige, große Wirtschaftsteil errichtet.
Man nutzte für diese baulichen Veränderungen durchaus auch vorhandenes Material: So wurden etwa Hölzer des früheren Stadels oder auch eine komplette Kammer an anderer Stelle wieder verbaut.
Ab diesem Zeitraum kann man auch baulich nachweisen, dass das Gebäude von mehr als einer Familie genutzt wird. Diese Form der Realteilung bleibt von nun an bis in das 20. Jahrhundert erhalten.